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DIE TENDENZEN AUF DEM ARBEITSMARKT GRENZÜBERSCHREITEND IN DER GROSSREGION

Das World Trade Center Metz-Saarbrücken liefert seine Analyse zu den Besonderheiten dieser Arbeitsmarktregion, die sich auf den Alltag von Unternehmen und Arbeitnehmern auswirken. Dabei stützt es sich auf die Arbeiten von Alexa HIMBERT vom OBSERVATOIRE INTERREGIONAL DU MARCHÉ DE L'EMPLOI (Netzwerk IBA/OIE) und von Achim DÜRSCHMID von der BUNDESAGENTUR FÜR ARBEIT in Saarbrücken.

Das Referenz-Arbeitsmarktgebiet erstreckt sich von der Wallonie über Luxemburg, das südliche Rheinland-Pfalz und Lothringen bis hin zum Saarland. Die Statistiken für das Jahr 2021 weisen in diesen Gebieten einen Strom von 258.000 Grenzgängern aus, die täglich zu ihren Arbeitsplätzen pendeln.

Beschäftigungsquoten nach Altersgruppen

In der Großregion sind 72,6% der Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren erwerbstätig, wobei 35% der 15-24-Jährigen und 58,9% der 55-64-Jährigen erwerbstätig sind. Die Beschäftigungsquoten nach Altersgruppen zeigen jedoch starke regionale Unterschiede: Die 15- bis 24-Jährigen sind in den deutschen Regionen wesentlich stärker erwerbstätig (41,9% im Saarland, 51,7% in Rheinland-Pfalz gegenüber 33,6% in Lothringen, 29,4% in Luxemburg-Lothringen und 20,1% in der Wallonie). Dies kann zum Teil durch das traditionell in den Wirtschaftsstrukturen verankerte Lehrlingswesen erklärt werden.

Dasselbe gilt für die Beschäftigung der 55- bis 64-Jährigen: In den deutschen Regionen sind 70 bzw. 71 % dieser Altersgruppe erwerbstätig, während es in Wallonien 49,9 %, in Luxemburg 46,5 % und in Lothringen 45,6 % sind.

Verteilung der Arbeitsplätze nach Wirtschaftssektoren

Im Jahr 2020 war in der Großregion der tertiäre Sektor weitgehend dominant: 44,2% der Arbeitsplätze entfielen auf Dienstleistungen des Privatsektors und 32% auf öffentliche Dienstleistungen. Am anderen Ende der Kette befanden sich nur 0,9% der Arbeitsplätze im primären Sektor (Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Fischzucht). In der Industrie waren 16,8 % und im Baugewerbe 6,1 % der Beschäftigten tätig.

Hinter diesem Durchschnitt verbergen sich natürlich geografische Unterschiede mit einem Anteil der Industriearbeitsplätze von über 20% im Saarland und in Rheinland-Pfalz, aber im Gegensatz dazu von weniger als 9% in Luxemburg.

Eine weitere Besonderheit Luxemburgs ist die besonders aktive Bau- und Bauwirtschaft, deren Beschäftigungsquote mit fast 11 % fast doppelt so hoch ist wie in den anderen Regionen.

Arbeitssuchende 

Im Jahr 2021 lag die Arbeitslosenquote laut Eurostat in der Großregion bei 6,0%; allerdings bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den Teilregionen. Ende Dezember 2022 gab es im Saarland 6,4% Arbeitssuchende, was im Jahresdurchschnitt einen leichten Anstieg bedeutet (Dezember 2021: 6,1%). In der Region Grand Est lag die Arbeitslosenquote im dritten Quartal 2022 bei 7,1 % der Erwerbsbevölkerung (-0,7 Prozentpunkte im Jahresvergleich). In Luxemburg lag sie Ende November 2022 bei 4,9%, was ebenfalls einen Rückgang im Vergleich zu Ende 2021 bedeutete. 

Demografie

Was die Demografie betrifft, so zeigen die Statistiken bereits heute eine alternde Bevölkerung in Deutschland, wo die Altersgruppe 50 Jahre und älter 49% der Bevölkerung im Saarland und 46,2% in Rheinland-Pfalz ausmacht, gegenüber 34,5% in Luxemburg bei einem Durchschnitt von 42,8% in der Großregion.

Eine Projektion der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (20-64 Jahre) bis 2050 verleiht Luxemburg einen unbestreitbaren Vorteil: Es wird erwartet, dass diese Altersgruppe um mehr als 20% wächst, was eine Folge des kontinuierlichen Zustroms neuer Einwohner ist, die sich in den nächsten 30 Jahren im Großherzogtum niederlassen werden.

Am anderen Ende der Skala könnten die Maas, die Vogesen und das Saarland bis 2050 einen Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter um 20% verzeichnen.

Zusammenfassend sagen Experten für die Zukunft einen Aufwärtstrend bei den grenzüberschreitenden Strömen voraus. Die große Herausforderung bereits heute in der Großregion besteht darin, den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in einer Reihe von Wirtschaftszweigen auszugleichen. Ein Ausgleich könnte zum Teil durch die Anpassung der - insbesondere grenzüberschreitenden - Bildungsangebote an die neuen Bedürfnisse des regionalen Arbeitsmarktes erreicht werden.

Focus : LAKAL GMBH

Um diese Zahlen zu veranschaulichen, haben wir Frau Mirjam SCHULZ, Personalleiterin der Firma LAKAL GmbH mit Sitz in Saarlouis - Lisdorf im Saarland/Deutschland, interviewt.

Das 1924 gegründete Unternehmen ist auf die Herstellung von Rollläden, Garagentoren, Raffstores und Insektenschutzgittern spezialisiert. Frankreich ist der größte Markt des Unternehmens und macht 70% des Gesamtumsatzes aus.

Wie hoch ist die Beschäftigungsquote von Grenzgängern in Ihrem Unternehmen?

LAKAL beschäftigt derzeit 320 Personen, davon 180 Grenzgänger. Wir haben hauptsächlich unbefristet Beschäftigte und einige befristet Beschäftigte. Die große Mehrheit der Grenzgänger sind Franzosen. Es gibt auch einige deutsche Grenzgänger, die in Frankreich leben.

Welchen Trend beobachten Sie auf dem Grenzgängerarbeitsmarkt?

Die Situation der Grenzgängerbeschäftigung ist seit vielen Jahren recht stabil. Das Unternehmen stellt rund um seinen geografischen Einzugsbereich ein. Da es sich an der deutsch-französischen Grenze befindet, stellt es sowohl in Frankreich als auch in Deutschland ein.

In Bezug auf die Ausbildung: Welche Diplome oder Qualifikationsniveaus suchen Sie hauptsächlich bei der Einstellung von Grenzgängern? 

Die Mehrheit der Grenzgänger ist in der Produktion beschäftigt. Viele von ihnen hatten keine Qualifikation und wurden vom Unternehmen ausgebildet. Unter den Beschäftigten sind alle Ausbildungs- und Qualifikationsstufen bis hin zur Hochschulbildung vertreten.

Können Sie uns sagen, wie hoch die Beschäftigungsquote von Personen über 55 Jahren in Ihrem Unternehmen ist? Verfolgen Sie eine aktive Politik zur Beschäftigung von "Senioren"?

Das Alter ist kein wichtiges Kriterium, und das Unternehmen stellt regelmäßig Personen über 55 Jahre ein. Wichtig sind die Qualifikation und die Persönlichkeit der eingestellten Personen.

Konkret: Ist die Sprache ein Problem bei Ihren Einstellungen? Finden Sie genügend Profile, die Ihre Sprache sprechen?

Die Arbeitssprache im Unternehmen ist Deutsch. Oft wird aber auch Französisch gesprochen. Bei einigen Stellen ohne große Qualifikationen kann auf die deutsche Sprache verzichtet werden.

Insgesamt ist die Beherrschung der deutschen Sprache ein wichtiges Kriterium bei der Einstellung. Es wird jedoch immer schwieriger, Personal zu finden, das sowohl die deutsche als auch die französische Sprache beherrscht. Auf der Seite der Ostmosel ist die Beherrschung der deutschen Sprache (Moselfränkisch) leider rückläufig.

Haben Sie heute Stellen zu besetzen?

In der Produktion und Logistik besteht ein großer Bedarf an Neueinstellungen. Es ist schwierig, gute Bewerber zu finden. Wir suchen vor allem Mitarbeiter für die Qualitätskontrolle, die Montage und das Bedienen von Maschinen und Kränen.

Wie sollte Ihrer Meinung nach die grenzüberschreitende Ausbildung an die neuen Bedürfnisse der Unternehmen angepasst werden?

Das Ausbildungsangebot ist derzeit relativ zufriedenstellend. Ergänzend bietet LAKAL auch Ausbildungen in Partnerschaft mit deutsch-französischen Institutionen, Deutschkurse für Grenzgänger und firmeninterne Schulungen, die auf Deutsch und Französisch stattfinden, an.

Interview geführt am 21.02.2023 mit Frau Mirjam SCHULZ, Personalleitung LAKAL GmbH

Um die Präsentationen der Referenten des Business Lunch am 13. Januar 2023 in der IHK Saarland zu sehen, klicken Sie auf die folgenden Schaltflächen :

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